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Die COVID-19-Pandemie betrifft alle Länder und alle Gesellschaften. Besonders betroffen sind jedoch marginalisierte Gruppen, wie beispielsweise Migrant*innen oder Betroffene von Menschenhandels. Bereits bestehende Probleme und Ungleichheiten werden durch die Pandemie verstärkt und verschärft. Ihr Integrationsprozess wird als direkte Folge daraus deutlich erschwert.

In diesem Zusammenhang veranstalteten die Projektpartner*innen des TOLERANT -Projektes (TransnatiOnaL network for Employment integRAtion of womeN vicTims of trafficking) Ende 2020 eine Konferenz mit dem Ziel, die wichtigsten Projektergebnisse zu diskutieren und einen internationalen Dialog über die soziale und arbeitspolitische Integration schutzbedürftiger Migrantinnen, insbesondere Migrantinnen, die von Menschenhandel betroffen sind, zu fördern und Möglichkeiten von Unterstützungsleistungen vorzustellen.

Die Konferenz brachte mehr als 100 Teilnehmer*innen, unter anderem Expert*innen, Interessensvertreter*innen, Fachleute und externe Interessierte zusammen. Diese tauschten sich über unterschiedliche Ansichten, bewährten Vorgehensweisen und Herausforderungen bezüglich Frauen, die Betroffene des Menschenhandels geworden sind aus und erörterten Methoden und Strategien, um sie beim Zugang zum Arbeitsmarkt zu unterstützen.

Die Teilnehmer*innen der Konferenz waren sich darin einig, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie den Zugang zum Arbeitsmarkt und die Möglichkeit einen Job mit angemessenen Arbeitsbedingungen zu finden, für vulnerable Gruppen zusätzlich erschwert. Vor allem Frauen, die von sexueller Ausbeutung betroffen sind, haben größere Schwierigkeiten Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden. Stichworte sind in diesem Zusammenhang: Traumabewältigung, Mangel an Sprachkenntnissen, fehlende Anerkennung von Qualifikationen, Schwierigkeiten bei der Sicherung des Einkommens, kulturelle und geschlechtsspezifische Barrieren.

Die Kernaussage der Podiumsdiskussion war, dass während des Lockdowns die Beschäftigungsmöglichkeiten deutlich geringer waren und die Wenigen, die es geschafft haben vor der Pandemie einen Job zu finden, diesen während der Pandemie wieder verloren. Des Weiteren wurde hervorgehoben, dass die größte Herausforderung während des Lockdowns darin bestand, Dienstleistungen für Betroffene des Frauenhandels auch online bereitzustellen. Die Leistungen mussten adaptiert und neue konkrete Lösungen zur Unterstützung schutzbedürftiger Frauen  herausgearbeitet werden.

In den verschiedenen interaktiven Workshops, die im Anschluss der Podiumsdiskussion stattfanden, diskutierten die Teilnehmer*innen zum Thema Migration, Gender, Arbeit und Menschenhandel. Weiters wurde über die Wichtigkeit eines menschenrechtsorientierten Zugangs, der die Bedürfnisse der Frauen in den Mittelpunkt stellt, gesprochen. In diesem Zusammenhang waren sich die Teilnehmer*innen einig, dass ein Ansatz von Empowerment für eine ganzheitliche und nachhaltige soziale Eingliederung, für Betroffene von Frauenhandel von zentraler Bedeutung ist. Aus diesem Grund ist ein niederschwelliger und sicherer Zugang zum Arbeitsmarkt eine Voraussetzung für eine nachhaltige Inklusion in den Arbeitsmarkt.

Weitere wichtige Themen, die angesprochen wurden, sind die starke Verbindung zwischen Arbeitsintegration und intensiver Sozialarbeit sowie die Bedeutung von Ressourcenaufbau für die soziale Eingliederung der Frauen.

Im Anschluss an die Diskussion und die Workshops erarbeiteten die Projektpartner*innen eine Reihe von politischen Handlungsempfehlungen, die die wichtigsten Ergebnisse der Konferenz zwischen Expert*innen, Interessenträger*innen und Fachleuten widerspiegelten. Die Empfehlungen können Sie im 4. Tolerant Newsletter nachlesen.

Im Rahmen des Projekts Tolerant wurde ein Leitfaden veröffentlicht, der Zivilgesellschaftliche Organisationen, Dienstleistungserbringer*innen und Behörden bei der Entwicklung erfolgreicher und integrativen Dienstleistungen für Betroffene des Frauenhandels aus Drittstaaten unterstützen soll, um ihre soziale Integration und die Arbeitsmarktintegration zu verbessern. HIER können den Leitfaden kostenlos herunterladen.

Ein paar Worte über Tolerant

Tolerant ist ein transnationales Netzwerk, das darauf abzielt Betroffene des Frauenhandels durch die Integration am Arbeitsmarkt und dem Weg zu einer ökonomischen Selbstständigkeit, zu unterstützen. Das Netzwerk wurde im Rahmen des europäischen Projekts  TOLERANT  –  „Transnational Network for Employment integRAtion of women vicTims of trafficking“ gegründet und wird von sechs Mitgliedsorganisationen des Projektkonsortiums verwaltet, die sich für die Unterstützung von Betroffenen des Frauenhandels in Griechenland, Rumänien, Bulgarien, Italien und Österreich einsetzten.

Die Tolerant  Network Plattform  (http://www.tolerantnetwork.com/) wurde für eine Vielzahl von Akteur*innen und Interessengruppen aus Europa und darüber hinaus entwickelt, die mit ähnlichen Herausforderungen bei der Arbeitsmarktintegration von Betroffenen des Frauenhandels in ihren Ländern konfrontiert sind. Frauen sollen dabei unterstützt werden, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen um so autonom wie möglich im Aufenthaltsland leben zu können. So wird die erneute Viktimisierung sowie das Risiko der sozialen Ausgrenzung reduziert und eine aktive Partizipation am gesellschaftlichen Leben ermöglicht.

Weitere Informationen finden Sie unter https://tolerantproject.eu/!